Bilder im Mittelalter
Im Mittelalter gab es Bilder im privaten Raum nur für die Oberschicht. Kirchen waren der einzige öffentliche Raum, in dem Bilder in größerer Zahl betrachtet werden konnten. Sie dienten als Schmuck und zur Vermittlung religiöser Inhalte. Da die Bilder einen eingeschränkten Themenkreis behandelten, der vermutlich zum Allgemeinwissen der meisten Menschen gehörte, kann nicht von einer Funktion als Schriftersatz ausgegangen werden. Im Protestantismus erfüllten die Bilder eine erzieherische Funktion: Sie ermahnten zu einer gottesfürchtigen Lebensführung und erinnerten an religiöse Ereignisse.
In den Kirchen standen die Bilder allen Bevölkerungsschichten zur Verfügung, doch gab es erhebliche Unterschiede in der Rezeptionsweise. Die Bedeutung des komplexen Zusammenhangs von Architektur, Bildprogrammen, liturgischen Abläufen und deren Aussagen waren nur Angehörigen der privilegierten Gesellschaftsschicht verständlich, die über theologische Kenntnisse verfügten. Der Großteil der Bevölkerung konnte nicht auf ein solches Wissen zurückgreifen und war daher von der Interpretation dieses Sinnzusammenhanges ausgeschlossen. Die unterschiedliche Rezeption von Bildern gemäß der sozialen Zugehörigkeit zeigt die tiefe Kluft zwischen den gesellschaftlichen Schichten im Mittelalter und belegt, dass Bildung ein Privileg von Adel und Klerus war.
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